Erfolgreiches Transferprojekt zur virtuellen Brillenauswahl an der Hochschule Osnabrück
Für erfolgreichen Transfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft steht ein nun abgeschlossenes Projekt zwischen der Hochschule Osnabrück und dem mittelständischen Osnabrücker Traditionsunternehmen Optik Meyer, in dem Studierende der Professoren Dr. Heinz-Josef Eikerling und Dr. Jürgen Franke maßgeblich involviert waren. Eingeleitet und begleitet wurde das Projekt von Dr. Christian Newton aus dem Transfer- und Innovationsmanagement, der den Austausch und Transfer organisierte.
Hintergrund des Transferprojektes ist die Tatsache, dass die Palette angebotener Produkte und Services im Optikerbereich kontinuierlich wächst. Gerade kleinere Unternehmen haben zunehmend Schwierigkeiten, mit größeren Ketten mitzuhalten. Viele Leistungen werden zunehmend austauschbar. Um Kunden für sich zu gewinnen und zu binden, sind innovative und individuell zugeschnittene Angebote, vor allem im digitalen Bereich, notwendig. Hier liegen große Chancen nicht nur für Großunternehmen, sondern insbesondere für den regionalen Mittelstand.
Das mittelständische Unternehmen Optiker Peter Meyer aus Osnabrück hat nun durch das Transferprojekt mit der Hochschule Osnabrück gezeigt, wie Herausforderungen des Marktes proaktiv angenommen werden können. Das Credo von Peter Meyer lautet „Jeder Mensch kann eine Brille tragen, so die Proportionen stimmen und sie richtig angepasst ist“. Aufbauend auf diesem Statement wurde von Studierenden ein Konzept entworfen und eine App programmiert, die jedem Brillennutzer ein optimales Modell vorschlägt.
In einem ersten Aufschlag führten Studierende von Prof. Dr. Jürgen Franke aus der Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften eine Studie zur Klassifikation von Gesichtsformen durch. Dabei wurde festgestellt, dass sich der Gesamteindruck des Gesichts aus seiner Form und den weiteren Parametern, z.B. Form der Augenbrauen oder Wangenknochen, ergibt. Diese stehen in Wechselwirkung zueinander, sodass z.B. ein eckiges Gesicht durch volle Lippen, geschwungenen Augenbrauen und runde große Augen weich wirken kann. Aus diesen initialen Analysen wurden Leitsätze abgeleitet. Bei der Auswahl einer Brille spielen auch persönliche Wünsche und Bedürfnisse sowie individuelle Wertvorstellungen eine Rolle. Diese sind dem Kunden in der Regel nicht immer bewusst, lassen sich aber in Form von zu erfragenden Vorlieben bzgl. bestimmter Tugenden etablierten Archetypen, vom Makellosen, Mutigen und Treuen und bis hin zum Tapferen oder Outlaw, zuordnen. Hierzu wurde neben anderen Komponenten eines breit gefächerten Vermarktungskonzeptes ein entsprechender Test konzipiert.
In einem zweiten Aufschlag haben Studierende von Prof. Dr. Heinz-Josef Eikerling aus der Fakultät Ingenieurwissenschaften und Informatik die Studienergebnisse ihrer Kommilitonen aufgegriffen und in einem Studienprojekt technisch realisiert. Es ging nun darum, eine App zu entwickeln, die u.a. eine Typbestimmung als Input für ein Beratungsgespräch ermöglicht, das im Filialgeschäft durchgeführt werden soll. Insbesondere im individualisierten Prozess der Brillenauswahl werden Kunden hybriden Vorgehensweisen den Vorzug vor vollständig digitalisierten, Internet-basierten Vertriebskonzepten geben. Somit war es das Ziel, ein spielerisches Erlebnis für den Kunden zu entwickeln, der im Rahmen der App einen Archetypentest und eine Gesichtsformanalyse durchführen kann. Beides zusammen liefert dann den Input für die Brillenauswahl und die Anpassung der Brille, die perspektivisch auch virtuell erfolgen kann. Das Durchlaufen des Tests sollte dabei als wesentliche Anforderung mit einem geringen Zeitaufwand verbunden sein. Im Rahmen des Projektes erhoben die Studierenden diese und weitere funktionale und nicht-funktionale Anforderungen an die Software, die zunächst als Web-Anwendung ausgelegt wurde. Aufgrund technischer Einschränkungen wurde das anschließend entwickelte initiale Anwendungskonzept zu einem späteren Zeitpunkt auf eine mobile App umgestellt, die neben dem Archetypen-Test auch die Gesichtsform-Analyse erlaubt. Dabei kam ein selbst entwickelter Algorithmus zum Einsatz. „Die beiden studentischen Projekte adressierten in praxisnaher Form eine hochaktuelle Digitalisierungsthematik“, so Prof. Eikerling.
Auf Basis reflektierten Arbeitens konnten die Studierenden wertvolle Erfahrungen im Umgang mit einem zeit- und ressourcenlimitierten Projektkontext machen. Ebenso wurde der zielführende Umgang mit Unwägbarkeiten in technologischer und organisatorischer Hinsicht geübt, was elementar wichtig für die späteren beruflichen Fähigkeiten ist.
Dr. Newton aus dem Transfermanagement betont die Vorteile und den Innovationsgewinn eines interdisziplinären Transferprojektes: „Dieser Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ist aufgrund seiner Interdisziplinarität und erfolgreichen Einbindung in das Curriculum ein Best-Practice-Modell. Wir konnten konkrete Anfragen aus der regionalen Wirtschaft in einem Studienprojekt bearbeiten und somit Praxis mit Theorie für beide Seiten gewinn- und erkenntnisbringend verbinden. Transferprojekte mit der regionalen Wirtschaft stellen einen wichtigen Innovationsbeitrag der Osnabrücker Hochschulen für die Region dar.“